SHIRSHASANA – Der Kopfstand

Der Kopfstand, wie er häufig im Yoga beschrieben wird, ruht überwiegend auf dem Dreieck der Unterarme, das entsteht, wenn die Hände hinter der Kopf gefaltet werden. Der Kopf selbst ruht dazwischen auf dem oval geformten Rand der Fontanelle. In meiner Form ruht der Kopfstand überwiegend auf dem Kopf und die Unterarme und Hände dienen mehr dazu, die runde Form des Kopfes auszugleichen und zu balancieren. Dabei ist der Körper maximal aufgerichtet und gestreckt, ohne verkrampft zu sein.

Diese Haltung ruht dann in einer Mitte, die sehr dicht am Abgrund des Rückens sich ausrichtet. Eingenommen wird der Stand, indem Füße und Beine sich dem eingestellten Arm/Kopf-Gefüge möglichst gestreckt so weit nähern, dass das Ausstrecken eines Beines nach oben genügt, um in ein Gleichgewicht zu kommen und die Beine weiter zur Decke ausstrecken zu können. Auch das Anheben beider Beine gleichzeitig ist möglich, erfordert aber Fortschritte in der VWB. Das oft gelehrte Anhocken der Beine empfinde ich unfunktional, weil hier der Rücken gebeugt werden muss und das Aufrichten in die Haltung zum vollständigen Stand schon fortgeschrittene Körperbeherrschung erfordert. Ist diese bereits vorhanden, sollte das alternativ beschriebene Verfahren keine Mühe bereiten, so dass das Anhocken letztlich unnötig wird.

Gehalten wird der Kopfstand durch ein sanftes Mullhabandha. Er ist in seiner gefühlt lockeren Form durchaus nicht ruhig stehend, sondern schwankt gefühlt um eine Mitte herum in unregelmäßiger Weise. Balanciert wird über die Unterarme oder bei fortschrittlicher Ausführung durch eine locker gehaltene Bauchdecke. Zu Beginn der Einübung ist es empfehlenswert, sich nahe vor einer Wand zu platzieren, da das Umfallen nach hinten durchaus seine Gefahren besitzt. Auch würde ich dazu raten, zunächst einmal mit Partner zu üben. Dieser stellt ich hinter der Pose auf und sichert vor Sturz und stützt ggf. bei der Einrichtung. Nur angelehnt an der Wand erfüllt die Haltung zwar den einen oder anderen Zweck, frei und mühelos zu stehen aber ist notwendig, um alle Wirkungen vollständig genießen zu können.

Wie bei allen hochwirksamen Asanas ist für das Einüben und Einrichtung des Kopfstandes immer die Hilfe und Unterstützung eines kompetenten Yogalehrers erforderlich. Falsch ausgeführte Posen dieser Art können nicht in positiver Weise wirken, können schädigen und sogar verletzen.

Variationen: Die Haltung kann gerade und gestreckt gehalten werden, kann sich drehen um die Mitte herum, kann sich drehen in einer Spagat-Haltung der Beine, kann auf drei Punkten ruhen (Kopf, Hände) und/oder auch verschiedenste Armhaltungen beinhalten.

Dauer: Immer aber sollte diese Pose ein bis maximal fünf Minuten gestanden werden, damit die Wirkungen voll einsetzen können. Sie wird aber immer und sofort verlassen, wenn sie sich nicht mehr gut anfühlt!

Körperliche Wirkungen: Diese beruhen einerseits auf der Umkehrung der energetischen Richtungen (Apana, Prana), beruhen auch einem zügigen Rückfluss der Blutreserven aus Unterbauch und Beinen und deren Austausch sowie auf der Stärkung des Knochenbaus durch die ungewohnte Belastung des Skeletts in umgekehrter Richtung.

Psychologische Wirkungen: Die Pose fördert Selbstvertrauen und Haltung (Persönlichkeit), da das umgekehrte Stehen durchaus dem Übenden Mut, Zuversicht und Vertrauen ins eigene Können abverlangt. Sie empfiehlt sich daher besonders für Menschen, die Haltung im psychologischen Sinne aufbauen müssen.

Die drei auf den Bildern gezeigten Formen (gestreckte Form, Spagat-Form, Dreibeinige Form) können sowohl einzeln als auch in Folge geübt werden.