Zazen, die Meditation im Sitzen, ist die Haltung, in und mit der Buddha vor 2600 Jahren erwachte und zu der Überzeugung kam, die Ursachen und Hintergründe menschlichen Leidens erkannt zu haben. Darauf aufbauend schuf er einen gangbaren Weg, Leiden zu beenden. Das Sitzen in Meditation steht auch heute noch im Mittelpunkt dieses Weges des Buddhismus. Auch im Zen, eine seiner eindrucksvollen Ausformungen, ist das so. Zen allerdings zeichnet sich dadurch aus, das es keinerlei Spekulation zulässt, ja mehr noch, es versucht, sogar die Sprache, die zum Denken notwendig ist, von der Spekulation zu befreien. Daher nennt man die Zen-Lehre auch „die Sprache ohne Worte“. Zen versucht, dualistische Trennungen aufzulösen. Zen versucht, nicht zu urteilen; weder über sich selbst noch über andere noch über Dinge. Trennungen und Urteile sind willkürlich und haben keinen Bestand. Was heute als falsch erkannt wurde, kann morgen bereits richtig und übermorgen wieder falsch sein. Daher enthält sich der Übende jeglicher Festlegung. Er verweilt inmitten der Wogen des Denkens still und enthält sich jeglicher Bindung. Das Sitzen in Stille ist keine leichte Aufgabe. Es täglich zu üben ist der Weg, den Zen vorschlägt.
Sitzen kann man im Zazen in verschiedenen Haltungen. Gewöhnlich sitzt man auf einem Kissen auf einer Sitzunterlage in einer kreuzbeinigen 1 Haltung oder sitzt mit einer Unterstützung 2 im Fersensitz. Auch das Sitzen auf einem Stuhl kann erforderlich sein, wenn andere Haltungen aufgrund der physischen Verfassung nicht möglich sind.
Die Aufmerksamkeit während des Sitzens ist einerseits auf das Wach-Bleiben und andererseits auf die Wahrnehmung des Körpers (Erdung) gerichtet. Meditationsobjekte finden nur dann Eingang in die Praxis, wenn ein Verweilen in der Stille nicht erreicht werden kann. Hierzu sind dann Atemkonzentrationsübungen und Formen der Erdung (Hara) angezeigt. Gedanken zu haben ist in der Übung des Zazen ganz normal. Die Aufgabe besteht darin, ihnen nicht mehr Raum zu geben als notwendig, sie also nicht weiter auszuformen, sie nicht weiterzutragen und nicht an ihnen zu kleben. Sie kommen ungefragt und gehen ebenso. Weiterhin ist es nicht erforderlich, irgendwelche Zustände oder Bewusstseinshöhen zu erreichen. Selbiges wird von Meistern oft als Ballast bezeichnet und es gilt, auch dieses Haben-Wollen aufzulösen. In Zazen ziehen Bilder, Gedanken und Stimmungen wie Wolken am Himmel vorbei und lösen sich von selbst auch wieder auf. Der Übende hat damit nichts zu tun. Auch an der Stille zu hängen lehnt Zen ab. Was bleibt ist … nichts.
Wenn in der Stille des Zazen jedes Wort vergessen ist,
erscheint es vor euch in Klarheit.
In der Konzentration auf eine Übung zu sein ist Dharana (Konzentration). Wir üben darin, zur Ruhe zu kommen. In einer fließenden Aufmerksamkeit zu sein ist Dhyana (Chan, Zen), die Meditation. Wir üben darin, Körper und Geist zu betrachten, ohne involviert zu sein. In einer Versenkung zu sein ist Samadhi (Versenkung). Hier ist eine Zeit lang weder Körper noch Geist anwesend und die Zeit steht kurz still. In seiner Folge wird Leiden erträglich und der Alltag fließt leicht. Aber Samadhi ist nicht Erleuchtung. Diese kann weder geübt noch angestrebt werden. Die Meister sagen, sie setzt von selbst ein, wenn Körper und Geist abgefallen sind. Dann erlischt alles Leiden.
Es bleibt also viel zu tun, denn:
Die Frage von Leben, Leiden und Tod ist bedeutsam,
darum karge 3 mit der Zeit…